Des Seemanns Traum!
24.12.2005
(von Wolfgang Klein für seinen Freund Fritz Müller †2007)
Des Seemanns Traum ist stehts das Meer,
die Wellen türmen sich hoch,
was will er mehr.
Weit schweift sein Blick über Naturgewalten,
deren Kraft schon unseren Urahnen galten.
Stehts versucht man sie zu beherrschen,
doch brachten sie manches Schiff schon zu zerbersten!
Die Ferne winket voller Abenteuer,
wohin geht die Reise, wohin lenkt das Steuer?
Stürme brausen übers Deck,
die Wellen brechen übers Heck.
Wie klein der Mensch ist auf der Welt,
das Leben zählt nicht das Geld!
Spanten biegen sich und krachen,
die Smutje nur noch Eintopf machen.
Alles kriecht auf allen Vieren,
schlimmer noch als bei den Tieren.
„Nach Hause!“, kommen die Gedanken,
doch Seemänner sieht man niemals wanken.
Stehts bemüht das Schiff zu lenken,
uns kann die See doch niemals kränken!
„Schiff kommt quer zur See!“,
tönt es aus der Sprechanlage,
das ist unsere Kampfansage!
Der Seemann hält fest mit einer Hand,
das Schiff auf dem er seine Kameraden fand.
Die andere gilt stehts dem Nebenmann,
auf den man sich in Not verlassen kann.
Das Rollen uns Stampfen wird jetzt immer schlimmer,
so mancher Landmensch glaubt ans Leben nimmer.
Im tosenden Gebrüll reißen jetzt auch Leinen,
es begrüßen uns Neptun und die Seinen!
Die Wassermassen verbeulen schon die Aussenwände,
auch die Brückennock fällt in Neptun´s Hände.
Ausgucks werden eingezogen,
soll der Sturm doch draußen toben!
„Eure Seebeine werden schon noch wachsen!“, spricht Herr Kapitän
und lässt die Moses anstacksen.
Da ertönt der Ruf durchs ganze Schiff:
„Wassereinbruch in Abteilung 10!“,
die Moses hört man schon kräftig flehn.
Stiefelgetrampel geht durchs ganze Schiff,
„immer noch besser als auf ein Riff!“,
denkt der alte Obermaat
und rennt durchs Deck
nass bis durch die Hosennaht.
Der Leckabwehrtrupp geht schleunigst vor,
denn das Wasser im Schiff steigt schon gefahrvoll empor!
Vergessen sind des Seegangs Gewalten,
es heißt: „ Wir... oder Neptuns Gestalten!“.
Sägen beißen sich durchs trockene Holzmaterial.
Alles geht Hand in Hand die Pumpen laufen normal.
Die Seemänner weichen nimmer von ihrem Posten,
denn das könnte Leben von Kameraden kosten.
Hammer schlagen die Stützen fest,
die Leckabwehr steht, das wars dann jetzt.
Ein Jubelschrei geht durchs ganze Deck,
„Wassereinbruch gestoppt, zu ist das Leck!“.
Noch einmal siegt Mensch vor Natur,
das Schiff zieht weiter seine schäumende Spur!
Das See beruhigt sich und der Wind nimmt ab,
„puhh!“, denkt der Moses, „das war knapp!“.
„Aufklaren, wegtreten von Station!“,
das ist des Seemanns Lohn.
Verschwitzt und ohne zu Schlafen,
durchnässt bis auf die Socken,
versuchte er das Leck zu Stoppen.
Die See wiegt ruhig vor sich dahin,
Neptuns Gestalten verschwunden,
als hätte man sie nie gefunden.